Sonntag, 22. Februar 2015

Tag 3 Västeras – Nordmaling (Umae)

Västeras – Nordmaling (Umae) 600km

Die Nacht war super gewesen. Mücken gab es keine und lärmende Nachbarn auch nicht. Die Gruppe osteuropäischer Arbeiter, die auf der anderen Platzseite wohnten, hatten gestern Abend nur ihr Feierabendbier getrunken und sind sehr früh in die Falle gegangen. Die Jungs mussten heute bestimmt wieder früh raus. Wir aber haben Urlaub und dürfen etwas länger schlafen, kurz nach 7 sind wir aber auch auf. 
Unser Frühstück, die Knusperflocken gehören nicht dazu
Da das Wetter immer noch super war konnten wir draußen auf einem Holztisch frühstücken, lecker Instantkaffee und das gestern gekaufte süße Gebäck.

Es stand uns wieder ein Tag auf der Autobahn bevor, so war die Tour geplant. An der schwedischen  Küste den bottnischen Meerbusen hochdonnern und so viele Kilometer am Tag zu machen wie möglich. Eigentlich schade, vielleicht gibt es hier ein paar schöne Ecken die einen Besuch wert sind. Auf der Autobahn haben wir gestern allerdings nichts gesehen was in die Richtung geht. Für mich ist Schweden bisher recht langweilig.
Gestern Abend hatten wir uns ein Campingplatz bei Umae rausgesucht. Den gaben wir als Ziel in die Navis ein. Wir würden gegen 17 Uhr dort eintreffen. Wenn er voll sein sollte könnten wir problemlos noch ein paar Stunden weiterfahren und einen anderen Platz suchen. Außerdem hatten wir ja noch unsere Zelte dabei. Macht Spaß das Vagabundenleben.

Um Stockholm zu umfahren wählten wir die 55 nach Uppsala (da gab es doch irgendein albernes Lied?). Von dort ging es auf der E4 Richtung Norden, immer an der Ostseeküste entlang. Die Ostsee haben wir aber nur ein paar Mal kurz gesehen. Die schwedischen Autobahnen sind über Stockholm nicht mit den deutschen zu Vergleichen. Die Straße ist insgesamt dreispurig, abwechselnd ist jede Fahrtrichtung zweispurig damit man die langsameren Fahrzeuge überholen kann. Eigentlich eine gute Idee, spart man sich den Stress wenn man überholen muss. Die Bundesstraßen in Deutschland sollen demnächst auch so gebaut werden. 
Schwedische Autobahn mit Drahtseilen als Leitplanken
Was aber hoffentlich nicht von den Schweden übernommen wird sind die Leitplanken. Wie bei uns sind in regelmäßigen Abständen Stahlpfosten in den Boden gerammt. Nur sind hier keine langen Stahlplanken angeschraubt sondern 2 oder 3 nur daumendicke Drahtseile sind an den Pfosten befestigt. Unsere Leitplanken zuhause sind schon für Motorradfahrer gefährlich, aber die schwedische Konstruktion ist nochmal einen ganzen Zacken schlimmer. Wenn man da reinrutscht wird man entweder von den Pfosten oder von den Seilen zerteilt. Oder beides gleichzeitig. Unsere Reisekollegen Smu und Smi hatten uns davon schon berichtet. LINK 

Sundsvall
In Sundsvall mussten wir wieder mal Tanken. Da es Mittagszeit war machten wir gleich eine größere Pause. Hinter der Tankstelle war Wasser zu sehen, dorthin fuhren wir und aßen eine Kleinigkeit (Schokoriegel und Knacker). 

Hafen von Sundsvall
Brücke in Sundsvall

Die große Brücke über den Meeresarm sah klasse aus. Sundsvall ist eine sehr schöne Stadt. Während wir rumsaßen übte auf dem Platz neben uns ein Fahrschüler mit seinem Motorrad. Dieses war überall mit Bügeln versehen, so etwas gibt es bei uns nicht. Während der Fahrschüler sich abquälte und durch die Gegend hoppelte saß der Fahrlehrer entspannt im Schatten und telefonierte – so möchte ich auch mein Geld verdienen!

Als wir weiter fuhren war es immer noch sehr warm bei wolkenlosem Himmel. Da mein Hals inzwischen wirklich verbrannt war und jede Kopfdrehung schmerzte benutzte ich trotz der Hitze den dicken Halsschutz. Lieber schwitzen als verbrannt werden.
Kleine Pause

Die Landschaft wird langsam interessanter


Langsam wurde die Gegend hügliger und Felsen gab es auch ab und an.
Hinter Härösand wurde der Himmel vor uns immer bewölkter und dunkler. Die heiße Sommerzeit war wohl fürs erste vorbei und ab jetzt wird es nass und kühler werden. Unglücklich war ich nicht darüber. Es fing dann tatsächlich an zu regnen.  Da wir nicht den Rest des Tages in den nassen Textilklamotten rumlaufen wollten zogen wir uns Regenjacken drüber. 
Starker Regen
 

Der recht starke Regen mit ungewöhnlich großen Tropfen war nicht wirklich schlimm. Nur wenn uns ein LKW entgegen kam schleuderte er eine große Gischtwolke auf uns, kurzzeitig war man in einer Wasserwolke und sah nichts mehr. Nach einer Weile hörte es dann zum Glück wieder auf zu regnen.
An einem Straßenabschnitt wurde gebaut und wir standen plötzlich in einem kleinen Stau. Wir fuhren bis vor zu einer roten Ampel und stellten uns dort als Erste hin. Hier lernten wir eine skandinavische Besonderheit kennen, das Ledebil –Fahrzeug. Wenn der Verkehr einspurig abwechselnd an oder durch eine Baustelle fährt darf man nicht alleine fahren. Es wird ein Ledebil-Auto eingesetzt welches immer hin und her fährt und die Spitze der Kolonne bildet. Ähnlich wie ein Safety Car bei der Formel 1 (falls das überhaupt noch jemand schaut…). Wir zuckeln also brav dem Führungsfahrzeug hinterher, es sollte nicht das letzte Mal auf dieser Tour sein. 
Dem Ledebil-Auto folgend durch die Baustelle
Das Safety Carbiegt ab - Vollgas!
Kurz nach 17 Uhr erreichten wir den ausgewählten Campingplatz. Viele rote Hütten und ein paar Campingwagen, sah vernünftig aus. Eine Hütte bekamen wir problemlos, 450 SEK kostete sie. Nur Wlan gab es nicht, die verfügbaren Zugänge waren angeblich schon vergeben, obwohl der Platz relativ leer war. Aber kein Problem, Marc hatte sich ein Datenpaket gebucht und ich musste nur das Datenrooming am Handy einschalten. 
Unsere Hütte
Die Hütte war fast identisch zu der Hütte vom Vortag. Wir stellten unser Gepäck rein und fuhren mit den Krädern erstmal eine kleine Platzrunde. Weiter unten war ein See und es gab sogar einen richtigen Sand/Erde-Strand.  
Leichtes Chaos, was gehört mir?
Nach einer kurzen Fahrt zum nächsten Supermarkt war dann wieder Baden angesagt. Wieder sehr erfrischend, aber die Lufttemperatur war nicht so warm wie gestern und ein strammer Nordwind blies. Trotzdem war das Bad eine Wohltat.
Nach dem Bad im See
Die gekauften Pizzen wurden in dem Küchenhaus gegenüber zubereitet und mit Genuss vor der Hütte verspeist. Wir hatten heute noch nicht viel gegessen. Dabei packten wir Landkarten und Navis auf den Tisch und planten den morgigen Tag. In die Hütte neben uns zog ein finnischer Motorradfahrer ein. Er kam später zu uns rüber und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Er hieß Yari und kam mit seiner Honda Pan-European aus Südfinnland und wollte den Katzensprung rüber nach Norwegen fahren. Mit seiner Honda ist er schon 146.000 km gefahren. Ein beeindruckender Wert, aber für eine Honda sind hohe Laufleistungen eigentlich nicht ungewöhnlich. LINK
Ganz links die Honda von Yari
Er war ein lustiger Typ und wir tranken unseren Whisky zusammen. Der schmeckte besser als sein finnischer Wodka mit Schweppes. Er warnt uns vor den Speedcameras auf unserer Strecke in Finnland. Aber es gäbe im Norden nur gut sichtbare fest installierte Blitzer, mobile Anlagen der Polizei sollen nur sehr selten im Einsatz sein.
Trotz dem Bad im See ging ich abends noch duschen. Die Dusche war leicht morastig. Aber ich hatte meine Badelatschen dabei, und beim Duschen nehme ich eh die Brille ab, dann seh ich das Elend nicht mehr.

Nach 11 Uhr hatten wir dann zu dritt einen Teil unseres Whiskyvorrates vernichtet und gingen schlafen.


                                                 Baustelle auf der E4 Richtung Umea

                                                        

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